Ich teile Olivers Argument: Je kleiner eine Gruppe, die vielleicht auch politisch relevante Recherchen macht, desto größer die Gefahr, dass sie von einer wie auch immer gearteten Gegenseite „gekapert“ werden kann, indem man einfach Mitglied wird. Unabhängiger Journalismus sollte auch unabhängig von solchen Einflüssen und Risiken sein, sondern als Kleingruppe mutig einen eigenen Weg gehen können. Nicht zuletzt kann man eine Organisation durch viele Eintritte auch schnell in die Knie zwingen, weil die Mitgliederverwaltung einen erheblichen bürokratischen Aufwand nach sich zieht und das Zeit ist, die nicht in Recherchen und Veröffentlichungen fließen kann. Praktisch, wenn man unliebsame Recherchen verhindern will…
Ich möchte aber auch noch einen anderen Aspekt mit Blick auf kleine Organisationen ansprechen, nämlich die 10 %-Grenze, bei der man namentlich die Spender.innen veröffentlichen soll:
Kleine journalistische Organisationen (z.B. Stadtteilblätter oder journalistische / investigative Themen-Podcasts) starten meistens auch mit einem kleinen oder keinem Budget und erarbeiten sich erst nach und nach ihre Fans und Unterstützer.innen. Wenn da hundert Euro im Monat reinkommen, ist das gerade in der Anfangsphase unter Umständen schon viel. Das wird durch die „NAmensnennung bei 10 %“-Regelung torpediert.
Zwei Beispiele: Bei neun Spendern von je 10 Euro im Monat müsste ich alle einzeln nennen - das wollen die Geldgeber.innen aber vielleicht nicht. Soll ich sie dann ablehnen? Oder anders argumentiert: Wenn ich auf 1200 Euro im Jahr komme, müsste ich schon bei einer Einzelspende von 150 Euro den Namen nennen.
Ich würde dafür plädieren, hier eine sinnvolle Mindestsumme / Größe der Organisation einzusetzen. Ich verstehe die Haltung dahinter, aber das macht es - wiederum gerade in politisch brisanten Themenfeldern - unter Umständen sehr schwer, die Kriterien zu erfüllen und die Kleinen werden benachteiligt. Und gerade die könnten die Steuererleichterung brauchen und treten oft mit viel gesellschaftlich relevanten Ambitionen an.